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Eine alte Madonna aus Eisenach
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Im Eingangsbereich des Pfarrheims steht seit
1996 zwischen den beiden Türen zum Pfarrsaal eine
Madonna mit dem Jesuskind, ihr zu Füßen eine geteilte
Weltkugel mit Mondsichel und Schlange. Die feine
Schnitzarbeit wird im Antlitz Mariens und beim Jesusknaben
sichtbar. Der überaus bewegte Faltenwurf im Gewand
der Muttergottes zeigt die Meisterschaft des unbekannten
Künstlers, dessen Arbeit auf das Jahr 1896 datiert
werden kann.
Diese Madonna hat ihre eigene Geschichte. Ursprünglich
hatte sie ihren Platz in einem kirchlichen Krankenhaus
in Eisenach, das zu DDR-Zeiten verstaatlicht wurde.
Als der damalige Hausmeister, ein bekennender Christ,
den Auftrag ablehnte, die Marienfigur als Abfall
zu zerhacken, erhielt er sie vom Hausverwalter geschenkt
und stellte sie wegen der beengten Wohnverhältnisse
in seiner Garage ab.
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Hier stand sie nun wurmstichig und vergammelt,
jahrelang dem Verfall preisgegeben, bis im November
1991 - zwei Jahre nach dem Mauerfall - ein Geltendorfer
Ehepaar mit Pfarrer Schneider die befreundeten Besitzer
dieser Figur besuchten und ihr Auto dort in der
Garage abstellen wollten. Jetzt kam die halb zerfallene
Figur wieder zum Vorschein. Spontan schenkte das
Ehepaar Schremmer - man hatte sich bei der Geltendorfer
Pfarrwallfahrt im Mai 1991 in Andechs kennengelernt
- die Madonna der Pfarrgemeinde Geltendorf als Zeichen
der Verbundenheit von Katholiken in Ost und West.
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In mühevoller Kleinarbeit restaurierte
der Geltendorfer Kirchenmaler Albert Höpfl die Figur.
Er rettete sie nicht nur vor der Zerstörung, sondern
konnte nach dem Originalbefund die ursprünglichen
Farben für die Fassung meisterhaft auftragen. Dazu
schuf er in filigraner Malerei einen einfühlsamen
Hintergrund mit Rahmung für die Skulptur, die jetzt
an herausragender Stelle voll zu Geltung kommt.
Die Geltendorfer Pfarrgemeinde weiß diese Madonna,
die einst zu Füßen der Wartburg, dem Wirkungsort
der hl. Elisabeth, gestanden hat, zu schätzen; verehrt
sie doch in der Filialgemeinde Kaltenberg diese
Heilige der Nächstenliebe jedes Jahr mit dem Kirchenpatrozinium.
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Die mühevolle Restaurierung
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Der Geltendorfer
Kirchenmaler und Restaurator Albert Höpfl hat die verrottete
Figur in mühevoller Kleinarbeit mit sehr großem Idealismus
restauriert. |
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Die Figur war durch die jahrelange unsachgemäße
Lagerung in feuchter Umgebung zum großen Teil vermodert
und verfault. Es mussten also nicht nur die Oberflächenschäden
behoben, sondern vielmehr die sehr stark angegriffene Holzsubstanz
der ganzen Figur konserviert werden.
Die Standfläche bzw. der Sockel war z.B. nur noch teilweise
vorhanden.
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Den Sockel befreite Herr Höpfl von morschem
Material, so dass er an die restliche feste Holzsubstanz
stäbchen- und klötzchenweise einen neuen Sockelteil anleimen
konnte. Fehlende oder kaputte Einzelheiten im Fußbereich
schnitzte er nach.
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Auch im Rückenbereich mussten große Partien
nachgearbeitet und eingeleimt werden. Nach und nach bekam
die Figur überhaupt erst einmal wieder die erforderliche
Standfestigkeit.
Erst dann konnte an die eigentliche Restaurationsarbeit
und an die Neufassung der Figur gedacht werden.
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Das Bild vermittelt einen Eindruck, in welch
jämmerlichem Zustand die Figur in der Werkstatt stand.
Viele Details, z.B. an Krone und Händen, waren abgebrochen
oder anderweitig beschädigt und wurden nachgeschnitzt und
angesetzt.
Nachdem die Figur "holzmäßig" fertig war, fasste
der Restaurator mit großem Einfühlungsvermögen die Madonna
neu in leuchtenden Farben.
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