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Jahr 2010
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"Wie ist das mit dem Tod?"
- Bilder und Eindrücke, die bleiben...
Am Eingang des Pfarrheims sind die Gäste mit den Liedern
von Peter Maffay´s kleinem Drachen "Tabaluga"
begrüßt worden. "Tabaluga und das leuchtende Schweigen"
(erdacht von Rolf Zuckowscky, Gregor Rottschalk und eben
Peter Maffay) wurde veröffentlicht als 2. Konzeptalbum im
Jahr 1986 mit den Titeln
- Der
fröhliche Geselle - Der Weg ist
auch das Ziel - Die Töne sind verklungen
- Danke an das Leben - Das leuchtende
Schweigen |
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Die Handlung des "Tabaluga"-Stückes
und den Zusammenhang mit dem Thema des Filmabends können
Sie
hier nachvollziehen.
Das Leben heute ist viel mehr auf das Diesseits ausgerichtet
als früher. Der Tod wird häufig ausgeblendet. Wie nahe wir
alle dem Tod sind, merken wir, wenn wir einen uns nahestehenden
Menschen verlieren. "Lehre uns bedenken, dass wir sterben
müssen, auf dass wir klug werden." (Psalm 90,12).
Tatsächlich lehrt uns die Nähe des Todes, das Leben als
Geschenk zu begreifen. Unser Leben darauf auszurichten heißt,
bewusst zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden.
Zur Bilanz eines erfüllten Lebens gehören nicht nur Erfolg,
Besitz oder Leistung, sondern alles, was einen Menschen
zu einer unverwechselbaren Persönlichkeit gemacht hat.
Wer auf diese Weise über das Leben nachdenkt, bleibt
bei dem Tod nicht stehen. Die Frage, was nach unserem Tod
geschieht, lenkt den Blick auf unseren Glauben. Durch den
Tod gehen Menschen nicht unwiederbringlich verloren, sondern
sind in Gott unverlierbar geborgen. Das Leben hat einen
Sinn und ein Ziel, das von Gott gegeben ist. Wer auf Gottes
Liebe vertraut und zuversichtlich, zufrieden und dankbar
durchs Leben geht, wird leichter loslassen können, wenn
seine Zeit gekommen ist.
Leichter loslassen? Welche mentale Einstellung hinter
diesem Satz stehen kann, zeigt die Geschichte
"Der
Tod und der Gänsehirt", die vor Beginn der Filmvorführung
vorgelesen wurde.
Zu meditativer Klaviermusik konnten die Besucher den
Text von Dietrich Bonhoeffer
"Von
guten Mächten" lesen. In einem Brief vom 19.
Dezember 1944 an seine Verlobte legte Bonhoeffer diesen
Text als "Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und
Geschwister" bei. So schrieb Bonhoeffer in einem Begleitbrief
zum Gedichttext an seine Verlobte: "So habe ich mich
noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. Du
und die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld,
Ihr seid immer ganz gegenwärtig.[...] Wenn es im alten Kinderlied
von den Engeln heißt: zweie, die mich decken, zweie, die
mich wecken, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen
durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsene
heute nicht weniger brauchen als die Kinder."
Als Bonhoeffer am 8. April 1945 zur Hinrichtung in das
KZ Flossenbürg überführt wurde, trug er Payne Best nach
dessen Erinnerung folgende Worte zum Überbringen an Bischof
Georg Bell auf: "This is the end", he said, "for
me the beginning of life."
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Wie ist das mit dem Tod
- und wie ist das mit den Berührungsängsten unserer Zeit
gegenüber dem Tod? Müsste man nicht vielmehr Angst haben
vor einer Gesellschaft, die das Sterben mehr und mehr verdrängt
und abschiebt? Vieles hat sich hier getan. Wer die Bücher
von Elisabeth Kübler-Ross aus den Anfängen ihrer Arbeit
liest, mag dies wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Dennoch,
dieses Feuer muss weitergetragen werden. Es braucht die
persönliche Auseinandersetzung jedes Einzelnen mit einem
Thema, dem man sich letztlich nicht entziehen kann.Vier
außergewöhnliche, mehrfach prämierte Kurz-Filme wollen hier
ein Angebot sein:
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"Fragile" "Als
du ein Kind warst, hast du manchmal hinaufgeschaut zu den
Sternen. Und später, als du älter wurdest, hast du manchmal
am helllichten Tag deine Augen geschlossen. Erinnere dich:
als dann alles ganz still war, hast du dein Herz schlagen
hören und dein Blut in den Adern rauschen, und du hattest
viele Fragen."
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Eine Frau fährt in der Dämmerung
auf einer einsamen Landstraße und hört dabei einen
Spanisch-Kurs auf einer Kassette in ihrem Autoradio.
Als sie an der Lautstärke dreht, ist sie einen Moment
unaufmerksam und als sie wieder auf die Straße schaut,
erschrickt sie. Schnitt: Das Auto steht verbeult
und mit rauchendem Motor am Straßenrand. Der Kopf
der Frau liegt auf dem Airbag, aus Ohren und Mund
rinnt Blut.
Ein Mann tritt an das Auto und schaut zu
ihr - im Nachspann (aber nie im Film) wird er als "Engel"
bezeichnet. Die Off-Stimme der Frau: "Ich kann
jetzt nicht gehen. Ich bin noch nicht bereit ...
Nur einen Tag noch ... nur heute!"
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Szenen aus dem Film "Fragile"
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Mit der Figur eines "Engels",
der der Mutter ihren letzten Wunsch gewährt, diesen einen
Tag noch einmal leben zu können und der sie dabei begleitet,
greift der Film christliche Engelsvorstellungen auf, die
er aber zugleich in sehr irdische und "weltverbundene"
Bilder umsetzt.
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"Erlösung"
Eine Familie findet sich am Sterbebett des ältesten Familienmitgliedes
wieder. Im Angesicht des herannahenden Todes der Mutter
zeigen die erwachsenen Kinder ganz eigene Wege, mit der
Angst vor dem Verlust umzugehen: Der älteste Bruder, ein
Mediziner, hofft, die Medikamente mögen ein Wunder bewirken,
die kleine Schwester möchte die Tatsachen verdrängen.
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Schließlich ist die Schwiegertochter
diejenige, die umsichtig genug und vom offensichtlichen
Leiden der alten Frau so berührt ist, dass sie ihr
liebevoll auf den letzten Weg helfen kann.
Ein zutiefst bewegender, durch Inszenierung
und Schauspielführung beeindruckender Kurzfilm,
der ruhig und souverän seine Geschichte zu Ende
erzählt.
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Szene aus dem Film "Erlösung"
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Nach den ersten beiden Filmen griff
Pfarrer Wagner die Themen in kurzen Worten auf und regte
zum kurzen Gespräch über das Gesehene an.
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"Wie
ist das mit dem Tod?" "Wie
ist das mit dem Tod?" Willi wendet sich heute einem
sehr schwierigen Thema zu, dem Tod. Alles, was lebt, muss
eines Tages sterben; Pflanzen, Tiere und eben auch Menschen.
Dennoch ist es sehr schwierig, diese Tatsache einfach so
hin zu nehmen. Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist,
fehlt unendlich viel.
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Willi will's wissen. Er trifft Menschen,
die mit dem Tod zu tun haben. Entweder beruflich,
weil sie Bestatter, Pfarrer oder Arzt sind. Oder,
weil sie "Hinterbliebene" sind: Trauernde,
die jemanden, den sie lieben, an den Tod verloren
haben. Oder aber, weil sie "dem Tod Geweihte"
sind: Sterbenskranke, die wissen, dass ihnen nur
eine begrenzte Lebenszeit zur Verfügung steht.
Jeder seiner Gesprächspartner erzählt dem Reporter
offen und ehrlich, was der Tod für ihn bedeutet
und worin die größte Schwierigkeit besteht.
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Aus der Serie "Willi
will's wissen" vom Bayerischen Rundfunk
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"Bilder, die bleiben"
Gesine Meerwein ist 45 Jahre alt. Sie lebt mit unberechenbaren
Schmerzschüben und mit der Diagnose "schnellwachsende
Metastasen". Fast vier Jahre lang rechnet sie
damit, bald sterben zu müssen.Offen und eigenwillig
setzt sie sich mit Tod und mit ihrer Bestattung
auseinander. Sie bindet ihr Freundinnennetz und
ihre Familie in diesen intensiven Prozess ein.
Als die Dreharbeiten für den Film beginnen, weiß
niemand, dass es jetzt tatsächlich die letzten drei
Monate ihres Lebens sind...
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Der Boots-Sarg für Gesine
Meerwein
aus dem Film "Bilder, die
bleiben"
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Damit allen der Schritt zurück ins richtige
Leben gelingen möge, gab es noch ein kleines
spirituelles Betthupferl zum mit nach Hause nehmen.
Der Filmabend ging mit einem kurzen Gebet
zu Ende.
Franz Thoma
PS: Der offizielle kleine, aber trotzdem "große"
Filmabend hat alle Besucher nachhaltig beeindruckt und wahrscheinlich
nachdenklicher gemacht. Ein herzliches und großes Dankeschön
an Franz Thoma!
Hans Mayr
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