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Jahr 2010
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Herbstmilch - der bekannte Film und ein "Arme-Leute-Essen"
Die erfreulich vielen Besucher des Filmabends
wurden mit den Klängen des "Kuckucks-Walzers",
der Titelmelodie des Films Herbstmilch, begrüßt. Wie in
der Einladung zum Filmabend bereits angekündigt, wurden
sogenannte Arme-Leute-Essen zum Probieren gereicht: Grießsuppe,
Herbstmilch, Hirtastecken. Mit zur Verköstigung gehörte
ein anständiger Schluck bayerischen Bieres. So gestaltete
sich der Abend von Anfang an recht zünftig und unterhaltsam.
Schnell war das Pfarrheim voll und die Töpfe leer.
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Die
Rezepte dieser und anderer "Arme-Leute-Essen"
können sie hier herunterladen. |
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Mit der Einladung zum Film war auch
aufgerufen worden, Tischgebete zu melden. Der Rücklauf war
sehr erfreulich, es konnte den Gästen am Abend eine
Sammlung von 19 verschiedenen Gebeten präsentiert werden.
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Wie stark heute noch Tischgebete
verbreitet sind, kann man aus einer kleinen Statistik
entnehmen. |
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Interessantes zu Buch und Film
Nachdem Anna Wimschneider an Asthma und "Zucker"
(Diabetes) erkrankt war und schon zwei Mal von einem
katholischen Priester die Krankensalbung erhalten
hatte, schrieb sie 1983 ihre Lebenserinnerungen
in Sütterlin-Schrift für ihre Kinder und Enkel auf.
Auf Umwegen gelangte das Manuskript an den Piper-Verlag,
der dann an Frau Wimschneider mit der Bitte herantrat,
das Manuskript veröffentlichen zu dürfen. Dieser
in einfacher Erzählsprache verfasste Bericht über
die Lebensgeschichte einer bis dahin unbekannten
Person wurde zu einem der größten Erfolge in der
Geschichte des deutschen Buchhandels. Die Autobiographie
war über drei Jahre in den Bestsellerlisten. Von
dem Buch "Herbstmilch" sind mehr als zwei
Millionen Exemplare verkauft worden. 1989 folgte
- wieder im Piper-Verlag - eine illustrierte Ausgabe
mit 50 Bildern aus Anna Wimschneiders Leben.
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Ebenfalls 1989 kam der 111 Minuten lange
Film "Herbstmilch" in die Kinos. In diesem Streifen
gab der Kameramann Joseph Vilsmaier sein Debüt als Regisseur.
Vilsmaier trug mit dem Film wesentlich zum Genre des modernen
Heimatfilms bei, der keine kitschige heile Welt, sondern
die unverblümte, mitunter harte Realität darstellt.
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Anna Wimschneider wurde von Dana
Vávrová dargestellt, ihr Mann Albert von Werner
Stocker. Die Hauptdarsteller Werner Stocker und
Dana Vávrová galten Ende der 80er/Anfang der 90er
als Traumpaar des deutschen Kinos. Doch der frühe
Tod Stockers im Mai 1993 setzte künftigen geplanten
Projekten mit den beiden ein jähes Ende. Im Februar
2009 verstarb auch Dana Vávrová, ebenfalls an Krebs.
Die echte Anna Wimschneider ist im Film zu Anfang
und am Ende zu sehen, als sie ihr Fahrrad durch
die verschneite Landschaft schiebt. Der echte Albert
Wimschneider spielt in dem Film seinen eigenen Onkel
gleichen Namens. Dana Vávrová übte monatelang,
mit bayrischem Dialekt zu sprechen, um die Rolle
überzeugend darstellen zu können. |
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Die bescheidene
und schüchterne Bäuerin trat mehrfach im Fernsehen
in Talkshows auf. Für ihre durch das Buch bekannt
gewordene Lebensleistung wurde sie 1990 mit dem
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Anna Wimschneider
lebte bis zuletzt mit ihrem Mann Albert im 400 Jahre
alten Steinerhof im Weiler Schwarzenstein bei Pfarrkirchen.
Am Neujahrstag 1993 erlag sie im Alter von 73 Jahren
im Krankenhaus von Pfarrkirchen den Folgen eines
Schlaganfalls.
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Die Handlung des Films Der Film
spielt in Niederbayern und beginnt im Jahr 1927.
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Mit dem Tod ihrer
Mutter endet die Kindheit der achtjährigen Anna
Traunspurger. Fortan muss sie den Haushalt für die
neunköpfige Bauernfamilie führen.
So erwarten sie
harte körperliche Arbeit, Entbehrungen und Mühsal
im damals noch äußerst harten Landleben.
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Neun Jahre später
lernt Anna den schneidigen Jungbauern Albert Wimschneider
kennen. Eine Romanze entsteht zwischen ihnen und
1939 heiraten die beiden. Obwohl Anna den Berufswunsch
Krankenschwester hegte, zieht sie nun auf den Hof
von Alberts Familie, um dort ein Leben als Bäuerin
zu führen.
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Doch Annas verbitterte
und bösartige Schwiegermutter macht ihrer verhassten
Schwiegertochter von Beginn an mit Schikanen und
Demütigungen das Leben schwer. Dann beginnt der
Krieg und Gatte Albert wird eingezogen.
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Nun beginnt für
Anna ein jahrelanges Martyrium, ist sie nun doch
alleine den dauernden Schikanen und Demütigungen
ihrer Schwiegermutter ausgesetzt und muss sich zudem
um ihre angeheirateten alten Verwandten und die
harte Stall- und Feldarbeit kümmern. Ihren geliebten
Albert sieht sie nur bei dessen Fronturlaub. 1941
bringt sie ihre erste Tochter Carola zur Welt. Doch
auch dies verbessert Annas Situation in keiner Weise,
ist doch das gemeinsame Kind von Anna und Albert
ebenso unerwünscht, wie Anna selbst. Gegen Kriegsende
sieht sich die weinende Anna wieder einmal den Schikanen
und Beleidigungen ihrer Schwiegermutter ausgesetzt.
Im gleichen Moment betritt Albert, der wegen einer
Verwundung am Hals von der Front nach Hause geschickt
wurde und der die Szene unbemerkt von seiner Mutter
beobachten konnte, den Raum. Er stellt sich ohne
zu zögern auf die Seite seiner Frau und befiehlt
seiner Mutter, sie solle sofort ihre Sachen packen
und für immer verschwinden.
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So wendet sich das Blatt für die junge
Familie schließlich doch noch zum Guten.
Fazit Thematisch mündete die Veranstaltungsreihe "Der
Filmabend" mit dem Film "Herbstmilch" in
ein kleines erstes Finale. Einmal mehr zeigte sich, dass
die Initiative eines Einzelnen Lebensumstände verbessern
kann, der viel beschriebenen sozialen Kälte der Frost genommen
werden kann.
Der Abend endete mit einem Kurzfilm über
Anni Kraus (Mädchenname), die ihre Kindheit in Hausen bei
Geltendorf verlebte. Der Film war anlässlich ihres 65. Geburtstags
entstanden. Ihr Gesundheitszustand ließ den Empfang von
Bekannten und Nachbarn nur schwer zu, so dass diese, zusammen
mit Ärzten und Pflegepersonal, spontan ihre guten Wünsche
sehr anrührend "auf Band" gesprochen haben.
Franz Thoma
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