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Jahr 2014
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"Kirche doch im Aufbruch?"
Herr Mitschke-Collande ist Unternehmensberater
und ein engagierter Katholik, Mitglied im Zentralkomitee
der deutschen Katholiken und im Diözesanrat der Diözese
Augsburg.
Im ersten Teil seines Vortrags beschreibt
der Referent die aktuellen Krisenszenarien der katholischen
Kirche. Innerhalb der letzten Jahrzehnte habe der Stellenwert
der Kirche in der Gesellschaft rapide abgenommen. Dies belegen
entsprechende Befragungen. Dabei müsste die Kirche eigentlich
boomen angesichts einer wachsenden Suche nach Spiritualität,
Orientierung und Halt in der Gesellschaft. Doch die Kirche
verliere viele suchende Menschen an evangelikale Gruppierungen
und esoterische Strömungen.
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Das Grundvertrauen in die Kirche, das früher
vorhanden war, sei in heutiger Zeit in ein Grundmisstrauen
umgeschlagen. Es gebe einen wachsenden Reformstau,
der von einer selbstbewusster gewordenen Basis
kritisiert werde. Es sei "viel Dampf im
Kessel".
Wie geht die Kirche damit
um?
Dr. Mitschke-Collande nennt
u.a. folgende Reaktionen:
- Verharmlosen und Leugnen
einer Krise
- Resignation
- Der moderne Mensch ist
schuld
- Anpassung an den Zeitgeist
Eine echte Lösung stelle
dies natürlich nicht dar.
Wie aber könnte die Kirchenkrise
wirklich überwunden werden?
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In seinem früheren Buch "Schafft sich die
katholische Kirche ab?" nimmt Herr Mitschke-Collande
noch eine eher pessimistische Haltung ein.
Doch seit der Wahl unseres neuen Papstes Franziskus
ist seine Sicht deutlich zuversichtlicher geworden.
Im zweiten Teil seines Vortrags
erläutert der Referent, welche positiven Entwicklungen
Papst Franziskus bereits angestoßen habe und welche
weiteren Schritte noch erforderlich seien, damit
die Kirche ihre Krise überwindet.
Im Gegensatz zur bisherigen
Kirchenpraxis spreche Franziskus in einer einfachen
Sprache, die von allen Gläubigen verstanden wird.
Der Papst fordere von der Kirche, sich mehr vom
Grundsatz der Barmherzigkeit leiten zu lassen. Klerus
und Gläubige sollten sich nicht in ihrer Kirche
bequem einrichten, sondern hinausgehen zu Armen,
Notleidenden und Gescheiterten; dies habe der Papst
mit seinem Besuch der Flüchtlinge auf der Insel
Lampedusa vorgelebt.
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"Wo ist das Lampedusa von Geltendorf?" fragt
Dr. Mitschke-Collande und fordert damit die Zuhörer auf
darüber nachzudenken, welche Menschen hier vor Ort Zuwendung
und Hilfe brauchen.
Aus diesem neuen Geist, den der Papst in
die Kirche gebracht habe, ergeben sich nach Meinung des
Referenten folgende Konsequenzen:
-
Die Kirche müsse evangeliumsgemäßer
werden, eine dienende Kirche.
-
Eine neue Kultur des Miteinanders sei
anzustreben. Dazu gehöre eine positive Streitkultur,
ein Dialog im gegenseitigen Respekt.
-
Die Kirche solle menschlicher und weniger
dogmatisch werden.
-
Handeln sei angesagt, nicht schweigen.
-
Man müsse sich auseinandersetzen mit
den Fragen unserer Zeit und Mut zu neuen Wegen haben.
Die Gläubigen selbst haben es in der Hand,
diesen Weg mitzugestalten. Dr. Mitschke-Collande ermuntert
daher die Zuhörer, sich aktiv für eine gute Zukunft der
Kirche zu engagieren. Dabei dürfen wir auf das Wirken des
Hl. Geistes vertrauen.
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Der
Vortrag fand viel Beifall. In der anschließenden lebhaften
Diskussion, moderiert von Pfarrer Thomas Wagner, brachten
die Zuhörer viele Fragen und Anregungen ein, auf die Dr.
Mitschke-Collande ausführlich antwortete.
Text: Gabriele und Stefan Graf Bild:
Hans Mayr
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