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23. Dezember
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Gibt es das Christkind
wirklich?
Gibt es das Christkind
wirklich? Auf diese Frage wusste die achtjährige
Virginia O'Hanlon aus New York keine Antwort. Am 20.
September 1897, schrieb sie deshalb an die Zeitung "THE
SUN". Die Sache war Chefredakteur Francis P. Church so
wichtig, dass er dem kleinen Mädchen selbst antwortete.
Der Briefwechsel war bei den Lesern so beliebt, dass
man ihn bis zur Einstellung der Zeitung im Jahre 1950
immer zu Weihnachten auf der Titelseite abdruckte. Damit
wurde er zum meistgedruckten Zeitungsartikel aller
Zeiten.
Ich bin acht Jahre alt. Einige von
meinen Freunden sagen, das Christkind gibt es nicht.
Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer wahr.
Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es das
Christkind? // Virginia O'Hanlon, 115 West Ninety-fifth
Street. //
Liebe Virginia, Deine kleinen Freunde
haben nicht Recht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie
glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem
kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist
ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind
gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges
Insekt. Solch ein Ameisenverstand reicht nicht aus, die
ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.
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Ja, Virginia, das
Christkind gibt es wirklich. So gewiss, wie es
Liebe und Großherzigkeit und Treue gibt. Weil es
all das gibt, kann unser Leben schön und heiter
sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es kein
Christkind gäbe! Es gäbe dann auch keine
Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar
nichts, was das Leben erst erträglich machen
würde. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen
bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das
die Welt so erhellt, das müsste verlöschen.
Es gibt ein
Christkind, sonst könntest Du auch den Märchen nicht
glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er
solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, das
Christkind zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme es zu
Gesicht - doch was würde das beweisen? Kein Mensch sieht
das Christkind einfach so. Das beweist gar nichts. Die
wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen
zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Die Liebe.
Und trotzdem gibt es sie. |
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All die Wunder zu
denken, geschweige sie zu sehen, das vermag nicht der
Klügste auf der ganzen Welt. Was Du auch siehst, Du
siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen
und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige
bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es
einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen
Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt
zerreißen kann.
Nur Glaube und Poesie und Liebe
können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und
Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.
"Ist das auch alles wirklich wahr?", kannst Du
fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer
und nichts beständiger.
Das Christkind lebt, und
es wird ewig leben. Sogar in zehntausend Jahren wird es
da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit
Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnachten, Virginia!
Dein Francis P. Church.
Francis P. Church New York Sun
(Diese Geschichte können Sie hier herunterladen) |
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